Leonberger Zeitung vom 25.10.2015 von Coco Wagner

Ein Arm voll roter Rosen für ein Urgestein

Renningen – Für Werner Klein war das Konzert des Malmsheimer Liederkranzes am vergangenen Samstag ein ganz Besonderes: Er wurde von allen Mitgliedern der Vereinigung überraschend für seine 40-jährige Arbeit als erster Vorstand geehrt. Der 68-Jährige ist immer noch gerührt: „Ich habe damit gar nicht gerechnet, die Sänger haben Lieder für mich umgedichtet und jede Frau aus dem Damenchor hat mir eine rote Rose überreicht.“

Klein kommt aus einer Familie, in der das Singen Tradition hat. „Bereits mein Vater war zweiter Vorstand im Liederkreis, und so bin ich, in einem Liederkreishaushalt aufgewachsen, natürlich auch dem Verein beigetreten“, erzählt der bescheidene Rentner von seinem Werdegang. Mit 21 Jahren trat er dem Verein bei. 1966 habe er sich dann als Schriftführer beworben.

Mit knapp 28 Jahren zum Liederkranz-Vorstand gewählt

„Aber das ist nicht so wie heute, dass niemand mehr einen Posten übernehmen will, da gab es mehrere Bewerber. Mit ganz knapper Mehrheit wurde ich gewählt.“ Nach vier Jahren bereits wurde er zweiter Vorstand und mit knapp 28 Jahren wählten ihn die Mitglieder zu ihrem Vorsitzenden.

Dass er dann 40 Jahre im Amt bleiben sollte, war damals natürlich weder ihm noch den Mitgliedern klar. „Ich habe einfach meine Arbeit gemacht und von Jahr zu Jahr gelebt“, erklärt er bescheiden. Sein erstes großes Ereignis sei 1977 das 100-jährige Bestehen des Liederkranzes gewesen. „Zwei Jahre vorher haben wir angefangen dafür zu planen. Ich wollte, dass 100 Menschen beim Jubiläumskonzert auf der Bühne stehen. Und ich habe es geschafft!“, sagt Klein stolz. Beim 100-Jahr-Jubiläum eines Chores wird außerdem die Zelter-Plakette des Bundespräsidialamtes verliehen. Durch einen Irrtum bei der Terminfestlegung sollte das große Jubiläumskonzert allerdings vor der Freigabe der Plaketten stattfinden. „Wir wollten aber unbedingt, dass die Ehrung am Tag des Konzertes überreicht wird“, berichtet Klein. Das Konzert ließ sich nicht mehr verschieben. „Also habe ich dem damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel einen Brief geschrieben und unsere Lage erklärt. Das Problem des Liederkranzes wurde dann lang und breit in Bonn besprochen und letztendlich eine Ausnahmeregelung für uns beschlossen. Wir konnten unsere Plakette am Tag des Konzerts in Empfang nehmen.“

Man merkt Klein an, wie stolz er auf diese kleinen Anekdoten aus seinem Verein ist. Trotz all seiner Verdienste und der langjährigen Tätigkeit legt er aber Wert darauf, nicht alle Lorbeeren alleine zu erhalten: „Wir haben alle immer gut zusammen gearbeitet und besonders die Arbeit zwischen mir und meinem Chorleiter war immer geprägt von Vertrauen und großer Achtung.“

Wertvolle Unterstützung durch seine Gattin erfahren

Heutzutage ist so großes Engagement kaum mehr vorstellbar und auch Klein räumt ein: „Natürlich war das alles viel Arbeit. Praktisch meine komplette Freizeit habe ich für den Liederkranz genutzt. Trotzdem wäre das ohne meine Frau so nicht möglich gewesen. Sie hat mich die ganze Zeit über sehr wertvoll unterstützt.“

Seit sieben Jahren ist er schon Witwer. Natürlich sei das ein schwerer Schlag für ihn gewesen. „Aber zwei Monate nach ihrem Tod bin ich wieder zurück in den Verein gekommen. Man hat mich gewählt, und dann muss ich auch arbeiten.“ Dieses unermüdliche Engagement ist bezeichnend für diesen besonnenen Mann, der ohne viel Aufhebens tagein tagaus die Geschicke des Malmsheimer Liederkreises gelenkt hat. Nun hat er die Zügel in jüngere Hände gelegt. Dass ihm jetzt langweilig wird, glaubt er nicht: „Warum denn, ich singe noch jede Woche mit, und natürlich stehe ich meinen Nachfolgern mit Rat und Tat zur Seite. Ich weiß ja alles“, sagt er und grinst. Man mag es ihm gerne glauben.